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Nun zuerst möchte ich Euch einmal hier auf dem Summer Breeze begrüßen und mich recht herzlich für die Zeit, die Ihr mir widmet bedanken.
ASP: Gerne!
Das Summer Breeze ist ja nun die letzte Station Eurer – ich nenn es einfach einmal Rocktour – für dieses Jahr. Würdet Ihr sagen, dass sich dieses Festival stark vom Rest der Tour und den anderen Festivals die Ihr gespielt habt unterscheidet, vor allem in Hinblick darauf, dass es ja nun ein musikalisch sehr breit gefächertes Festival ist?
ASP: Also es unterscheidet sich in vieler Hinsicht. Es unterschiedet sich vor allem deswegen, weil wir uns dieses Festival gewünscht haben. Das war keine Anfrage, wollt Ihr hier spielen oder so. Wir haben vor zwei Jahren hier gespielt und haben einfach gesagt das war prima, wollen wir unbedingt wieder machen. Die Leute waren prima die Veranstalter machen wirklich einen sauguten Job und wir hatten das Gefühl hier – trotzdem man ja sagen muss das wir ja nicht gerade die Speed Metaller sind – einfach gut aufgenommen worden zu sein.
Kein Speed Metal? Jetzt habt Ihr mich aber wirklich überrascht!
ASP: Wirst Du ja nachher sehen (schmunzelt). Wir wurden hier einfach sehr gut aufgenommen und natürlich… es gibt bei uns immer so Herzensentscheidungen. Wo es auch nicht mehr um Geld geht, sondern wo man einfach sagt die Leute, die haben es verdient, das man einfach sagt: Egal, wir kommen wieder. Das muss sein. Das gehört jetzt dazu. Und das Festival war für uns so eine Sache, da wollten wir auch gerne unseren Abschluss dieses Jahr feiern. Ich mein wir hatten jetzt vor einer Woche das M`era Luna, natürlich für die „schwarze Szene“ das Größte was es gibt aber es ist schön das jetzt noch hinterher zu haben, wo man einfach auf die Bühne geht und sagen kann: Jetzt geben wir noch mal alles.
Es ist wirklich super breit gefächert hier, auf jeden Fall!
Matze: Es hat halt jedes Festival seinen eigenen Charakter, das muss man schon sagen und das eigene Bier (schmunzelt). Es ist so, dass wir im Herzen wahrscheinlich viel näher an der Metal Szene sind, als man uns das irgendwie glauben mag oder uns nachsagt. Und deswegen ist es wahrscheinlich hier so, wovon ASP gerade sprach, dieses Bedürfnis weil es einfach unglaublich viel Spaß macht in dieser Atmosphäre zu rocken. Es ist nicht nur dass das Publikum toll ist, sondern es ist auch das die ganze Atmosphäre Backstage, die Art wie die Leute mit Musik umgehen einfach mitreißend ist. Das ist sehr liebevoll und herzlich, das ist etwas das will man einfach haben und deswegen sind wir hier!
ASP: Ich mein das mag auch sehr an meiner persönlichen musikalischen Entwicklung liegen das ich einfach diese Unterschiede mag. Es gibt zwei Sorten Musik in Deutschland finde ich. Die eine läuft in den Charts und in den Radiostationen und die Andere, das ist Musik die in irgendeiner Form „Indie“ ist. Und da drin gibt es einfach mehrere große Strömungen und mit allen bin ich da auch irgendwie aufgewachsen. Also meine Einflüsse sind natürlich genauso irgendwie – ich bin schon etwas älter – bei Alice Cooper zu suchen, ich bin großer WASP Fan zum Beispiel. Für mich gibt es auf allen Seiten diese Einflüsse. Ich bin auch mit Maiden groß geworden. Auf der anderen Seite war es für mich auch eine große Offenbarung als ich zum ersten Mal die Sisters Of Mercy gehört habe. Ich glaub immer, dass die Leute die so engstirnig sind um zu sagen es kann nicht beides gleichzeitig gehen, die sind auch keine Musikfans. Ich höre ganz viele verschiedene Musikrichtungen, weil ich denke man sollte immer offen sein. Der Matze, kennt sich zum Beispiel auch mit der Klassik sehr gut aus, was uns auch viel hilft, wenn man diese Parameter abrufen kann, dann hat man einfach musikalisch auch schon ein großes Repertoire. Schade, dass sich das teilweise so wenig mit einem Festival vereinbaren lässt. Aber das Summer Breeze, das ist eigentlich noch sehr vorzeigbar von dem, was an verschiedenem Publikum da ist und das gefällt uns sehr gut!
Es ist wirklich ein sehr offenes Festival und das sollten auch alle Musikfreunde sein!
ASP: Ja und wir müssen einfach auch sagen was uns den letzten Kick gegeben hat, ist das die Local Crew hier unschlagbar ist. Für Musiker ist das wirklich eine ganz prima Sache, man kommt her und es läuft so professionell, das ist wirklich einzigartig!
Das ist klasse, ja! Wenn Ihr einmal Revue passieren lasst und eine kleinere Clubshow mit einem großen Festival vergleicht – gibt es da das Ein oder Andere das Euch lieber ist, oder ist das einfach eine andere Herangehensweise je nachdem in welcher Location Ihr spielt?
Matze: Es ist absolut so, dass die Tourshows einen ganz anderen Charakter haben. Man sieht viel näher in die Gesichter, man kommuniziert mit dem Publikum anders und das hat seinen ganz eigenen Reiz. Bei Festivals ist das ein ganz anderes Gefühl. Es ist auch fantastisch, man kann es unheimlich schwer vergleichen. Gefühlsmäßig ist beides großartig.
ASP: Wir mögen beides, wir spielen auch beides sehr gerne, aber es ist sehr sehr anders. Ich hab immer so das Gefühl, bei einem Festival ist es immer so ein kleines Glückspiel, man geht raus, rockt und versucht zu zeigen was man hat und die Leute machen dann mit oder nicht. Das kann von allem abhängen, das kann vom Regen oder Sonnenschein abhängen, von allem. Bei einer Hallentour, da ist natürlich unser Publikum da, die kommen um uns zu sehen und das ist natürlich sehr schön. Für uns ist bei Festivals wirklich die Setlist das größte Problem. Wir müssen so überlegen, was können wir spielen. Wir haben für heute schon wieder Songs rausschmeißen müssen weil es einfach nur eine begrenzte Zeit ist und das tut einfach weh. Auf einer Tour kann man dagegen alles zeigen was man hat, was einem am Herzen liegt. Ich denke auch wichtig ist diese Nähe zu den Leuten, das braucht man auf einem Festival gar nicht zu versuchen. Sondern hier ist Entertainment angesagt und da sieht die Setlist vielleicht ein bisschen anders aus. Wir versuchen auch etwas die größeren Gesten, damit die Leute hinten uns auch noch sehen, da kann man nicht so viel Mimik ins Spiel bringen. Macht natürlich aber wie gesagt beides Spaß, wie Matze ja auch schon sagte.
Ganz andere Sache, ganz klar! Nun zumindest gibt es ja bei einer Clubshow keine wirklichen Probleme mit dem Euch anhängenden „Sonnenfluch“. Ich hab selbigen auf dem Feuertanzfestival auch schon live miterleben dürfen, wie erklärt Ihr Euch dieses Phänomen?
ASP: Also ich glaub das ist so ein bisschen die Ironie des Schicksals. Ich glaub man will uns einfach sagen: Ach so, Ihr seid also diese Schwarzen, da muss die Sonne raus (schmunzelt). Ne keine Ahnung. Wir lachen mittlerweile drüber, aber es gibt auch Situationen da lachst Du nicht mehr, sondern denkst nur: Ich seh hier gar nichts mehr! Denn wenn wir spielen, das ist meistens schon recht spät abends und das bedeutet das die Sonne so tief steht, dass du sie direkt ins Gesicht bekommst. Du siehst die Leute nicht, Du kannst keine Zeichen geben, du hast den kompletten Blindflug.
Matze: Auf jeden Fall ist es unglaublich schwierig jemanden die Schuld zu geben, gerade wir als Atheisten (lacht). Also normalerweise wenn technische Probleme auftauchen, dann kann man ja mal irgendwen zusammenscheißen, aber bei der Sonne ist das dann schwierig, das muss man dann halt so hinnehmen (lacht).
ASP: (singt) Es gibt keinen Gott…
Matze: Vielleicht ist es ja auch so eine Art Rache, keine Ahnung
ASP: So, Atheisten seid ihr also? Lampe an…
Würd ich auch fast so sehen (schmunzelt). Ich hab ein Videointerview aus dem Jahre 2006 im Internet gefunden, in dem Ihr bei Eurem ersten Tourbesuch in meiner Heimatstadt München befragt wurdet und darüber berichtet habt, dass man Euch davon abgeraten hat in dieser Stadt zu spielen, da Musik wie sie ASP spielen dort kein Publikum hat. Wenn Ihre einfach einmal nachdenkt, gibt es denn wirklich Regionen in Deutschland, die man als Künstler der schwarzen Szene eher meidet?
Matze: Also zunächst mal zu diesem Statement von damals, das war eine riesen Frechheit. Wir haben zweimal in München gespielt. Und in anderen Städten haben wir viel öfter gespielt und wir hatten auf der vorletzten Tour unser Top Ergebnis an Zuschauern in München.
ASP: Tourrekord!
Matze: Von daher ist es einfach als Booker-Lüge entlarvt worden.
ASP: Wie das immer so ist. Wir sagen wir wollen nach München. Ah ne, ne macht mal lieber nicht… Das erste Mal war es ein sehr kleiner Club und es war sehr gut besucht und das zweite Mal war dann aber so gigantisch, dass wir wirklich gesagt haben: Aha. Wir haben uns bestätigt gefühlt in unserer Entscheidung, einfach zu sagen nein, nein München, da müssen wir hin, wollen wir hin. Teilweise gibt es aber durchaus Regionen die man meidet. Was sich tatsächlich rauskristallisiert ist, dass es in Großstädten einen Ticken besser läuft, als auf dem Lande. Woran das jetzt genau liegt, das wissen wir gar nicht so genau. Keine Ahnung, das zeigt sich einfach nur so ein bisschen. Vielleicht ist ja in Großstädten die Toleranz ein bisschen größer, wenns um so Typen wie uns geht.
Na wer weis (lacht)
ASP: Obwohl, wenn ich zu Hause so durch mein Heimatviertel laufe, da ist die Toleranz auch klein…
Ihr seid eine der wenigen Bands, die heute noch sowohl richtige, schöne Karten wie man es aus früheren Jahren kennt für ihre Konzerte ausgibt und zusätzlich wirklich großen Wert auf Albumgestaltung, Cover und dergleichen Wert legt. Kann man sagen, dass das neben der Musik auch eine absolut tragende Rolle für Euch spielt?
ASP: Ja! Also es gibt zwei Gründe. Zum Einen haben wir natürlich den Anspruch ein Gesamtkonzept, ein Gesamtkunstwerk zu machen. Zum Anderen Matze und ich sind glaub ich beide 80er Jahre Kinder und als wir dann wirklich etwas größer in der Musikszene wurden und man uns erzählte, dass es so was wie reale Hardtickets sehr sehr selten nur noch gibt, da haben wir gesagt das würden wir aber gerne haben, was gibt’s für Möglichkeiten. Auf die Antworten „gibt’s keine Möglichkeiten“ oder „kann man nicht machen“ haben wir gesagt: Doch! Werden wir machen. Kostet einen Haufen Geld, lassen wir aber drucken und machen es, weil wir es einfach schön finden. Ich denke, ich hab so wie die meisten Leute in unserem Alter so eine Kiste zu hause, wo die ganze Konzerttickets aus den 80er und 90er Jahren drin liegen und ich finde das ist wirklich eine Erinnerung fürs Leben!
Ganz meine Meinung, die Kiste habe ich auch!
Matze: Das ist interessant, ich bin die Tage auf so ein Internetblog gestoßen über so Marketingstrategien und was es so für „neue Ideen“ gäbe und so. Das war wirklich sehr interessant zu lesen, denn all das was da drin stand, was als neu gilt war für uns schon immer da. Nur haben wir das nie so sehr mit dem Hintergedanken gemacht, dass das ein geschicktes und modernes Marketing ist, sondern einfach mit Herzblut. Wir möchten den Leuten das anbieten, wir möchten das machen, was wir selber gerne haben würden und das war sehr interessant, weil wir da vielleicht mit dem Herzblut und der Liebe, die wir da reinstecken irgendwie Vorreiter sind. Und die ganzen Schreibtischtäter kommen da hinterher und merken, ah das läuft jetzt irgendwie besser. Und dann erzählen die was weis ich ihren Klienten, irgendwas von Glaubwürdigkeit und so. Also es ist einfach so, das was ich eben im Zwischensatz gesagt habe, wir machen das, was wir selber gerne haben möchten. Das triffts eigentlich am besten.
Habt Ihr denn als Künstler auch wirklich die Chance das dann selbst zu beeinflussen?
Matze: Ja! Wir schon! Wir achten sehr darauf, das wir autark bleiben.
Bei vielen großen Bands ist das ja so, dass alles abgegeben wird.
ASP: Ach so ja gut, wir brauchen natürlich auch Leute, die das für uns machen. Aber es gab glaub ich vor zwei Jahren bei uns so eine Entscheidung, dass sich auch wirklich große Firmen für uns interessiert haben und wir dann irgendwann gesagt haben: „Ach hätten wir das alles gewollt, was die uns anbieten, dann hätten wir vor 15 Jahren irgendwie einsteigen müssen.“ Wir haben große Durst- und Hunger-Strecken durchgemacht und jetzt machen wir einfach das, was uns gefällt und das kostet. Das kostet viel Energie, weil wir viel selbst machen müssen, viel selbst entscheiden wollen. Das heißt wirklich, Du bist auf der Indie Schiene. Und das bedeutet jede dieser kleinen Entscheidungen, machen wir dies oder machen wir jenes oder sonst was, was wir gut finden zwischen den Leuten und uns, das kostet immer was. Da müssen wir immer Abstriche woanders machen. Das machen wir aber gern. Weil ich denke wir kriegen es auch gedankt. Es gibt glaub ich kein besseres Gefühl, als wenn Dir die Leute zugestehen: Die sind echt. Die machen das was man noch mitfühlen kann und stehen nicht nur plakativ da.
Find ich super, gar keine Frage! Euer in diesem Jahr erscheinendes Album wird ja den Namen Zauberbruder haben. Begonnen habt Ihr damit ja schon auf den vier Single Auskopplungen von „Ich bin ein wahrer Satan“. Das es sich bei der Vorlage dafür um die Geschichte von Ottfried Preußler handelt, der dafür ja wiederum ein sorbisches Volksmärchen als Vorlage hatte ist ja mittlerweile sicherlich weit verbreitet. Wie seid Ihr aber nun auf dieses Thema gekommen?
ASP: Also ich muss sagen das ist ganz klar eine der favorisierten Geschichten, die ich immer geliebt habe. Und so geschieht ja das Meiste, man gewinnt irgendwas lieb, man hat irgendwie das Gefühl das bedeutet mir sehr viel und der Krabat gerade von Ottfried Preußler oder auch von Jurij Brězan, das war für mich so eine Geschichte, die einen mit so einem Gefühl der Leere zurücklässt. Vielleicht kennst Du das ja auch, beim Herrn der Ringe ist das zum Beispiel so, wenn man die letzte Seite umgeschlagen hat, dann – das darf man ja gar nicht sagen – dann weinen sogar echte Männer. Bei Krabat hatte ich das Gefühl, das in dieser Geschichte noch so viel im Verborgenen liegt, dass man vielleicht einfach einmal nachforschen müsste und da es tatsächlich eine Sage ist, gab es dann irgendwann die Entscheidung. Wir sind nahe bei Preußler gestartet um dann sehr weit zu recherchieren und zu schauen was gibt es da noch. Es war mächtig spannend, aber das Album das rausgekommen ist, ist auch was komplett anderes. Wir haben Folkeinflüsse drin, was sich natürlich auch aus dem Zusammenhang erklärt. Das heißt natürlich nicht, das wir jetzt immer nur Folk und Unplugged machen möchten. Es sind auch ein paar echte Hämmer drauf, die gut rocken. Wir sind einfach gespannt wie es ankommt. Wir durften eine musikalische Herausforderung annehmen, haben es probiert und ich glaube das Album ist sehr schön geworden!
Matze: Das ist mal wieder das vielseitigste Album von uns (lacht). Und – des Einen Freud, des Anderen Leid – das Unelektronischste. Das “Gitarrigste” und das Ehrlichste und das… man spricht immer von Echtinstrumenten, das find ich so ein bisschen heikel, aber sagen wir mal es ist mit vielen echten Instrumenten (lacht).
ASP: Also das rockigste ist es sicher nicht, weil es viele Balladen drauf gibt. Das ergibt sich einfach aus der Erzählung heraus. Wir haben natürlich auch ein paar Rocksongs, die richtig zur Sache gehen. Vielleicht auch mehr zur Sache gehen, als früher. Aber ich würde jetzt nicht sagen, dass es ein typisches Rockalbum geworden ist. Die Geschichte gibt einfach sehr viel mehr ruhige Momente her am Ende, als jetzt diese Harten und wir haben versucht jede Szene, jedem Kapitel dieser Geschichte einfach das Passende wieder zu geben. Aber es gibt zum Beispiel das Stück “Denn ich bin der Meister”, das ist sehr rockig und dann haben wie auch ein Stück, das geht fast 12 Minuten und heißt “Verwandlung”. Das geht zur Sache wie eigentlich kein ASP Stück vorher.
Schön! Im Original geht es ja um den Waisenjungen Krabat der an der schwarzen Mühle in der schwarzen Kunst, in Magie unterrichtet wird. Mich würde interessieren wie denn Eure Meinung zu dem in der heutigen Zeit recht häufig verwendeten Wort Magie ist, wie würdet ihr dieses Wort definieren?
ASP: Hmm (lacht) Also ich muss zugeben das ich so absolut gar kein Esoterik Freund bin und meistens hat Magie so einen esoterischen Anklang, wenn die Leute das Wort benutzen. Jede Zweite ist ne Eingeweihte und so nach dem Motto ich hatte heute Nacht einen Traum und jetzt bin ich ein Magier… Ich bin da sehr sehr vorsichtig. Für mich gibt es Magie auf einer anderen Ebene. Also Dinge, die ich als Magie bezeichne sind, wenn Matze und ich absolute Sternstunden im Studio haben, wo wir uns blind verstehen. Wo ich denke das Energien zwischen Menschen fließen, wenn man sich gut versteht, wenn auf einmal etwas passiert wo man sagt Woah, das ist es! Hier ist grad etwas passiert, das ist toll. Das ist Liebe natürlich, aber auch Freundschaft! Das ist Kreativität. So was ist für mich Magie, das hat alles mit Übernatürlichem relativ wenig zu tun in meinem Glauben.
Absolut gut und schön von der Definition!
ASP: Danke!
Was bedeutet Literatur für Euch? Unzertrennbar mit Musik verbunden?
ASP: Für uns natürlich sehr viel. Ich mein wir haben uns natürlich auch irgendwann einmal den eigenen Stempel aufgedrückt mit diesem “Gothic-Novel-Rock”. Das war vor allem dazu da, da uns ja irgendwann einmal abgesprochen wurde, das wir eine Gothic Band wären. Das wird sehr oft gesagt und ist uns auch egal. Wir sind sehr beeinflusst von der literarischen Gothic Richtung, ob das jetzt Byron, Shelly oder Poe ist, die Erzählung steht bei uns sehr weit im Vordergrund. Text hat eine sehr wichtige Rolle, was uns glaube ich ganz automatisch auf ne Art einzigartig gemacht hat, weil wir textlich oft das Gefühl haben was bieten zu können, was viele Bands die auch vielleicht 10 mal so viele Platten verkaufen wie wir gar nicht bieten wollen. Also nicht weil sie es nicht können, sondern gar nicht bieten wollen. Vielleicht haben wir da so unsere Nische gefunden und das ist unsere Art von Gothic.
Matze: Was ich wirklich geil finde ist die Herausforderung wenn ich Arrangements mache oder wir zusammen Arrangements machen und Songs entwickeln. Also ASP schreibt ja Texte, die sind ja meist kleine Geschichten in einer Großen. Und da finde ich es faszinierend das ja jede Geschichte eine innere Dramaturgie, eine innere Spannung hat. Heutzutage ist es ja leider sehr üblich das man statische Statements herausbringt. Also, man sagt zum Beispiel: Mein Chef ist ein Arsch oder was weis ich. Oder was halt so an allgemein Blödsinn da so herausgeblökt wird. Wenn man aber eine Geschichte vertont, dann hast du eine innere Spannung, eine Dramaturgie, du hast ein Finale, du hast Höhepunkte und große Moment und das umzusetzen, das ist natürlich eine viel größere Herausforderung als einfach nur zu sagen das geht ins Ohr, ja dann singen wir den Refrain am besten noch acht mal… Das ist einfach toll daran, diese Verbindung dazu zu haben, das inspiriert die Musik einfach sehr stark.
Anspruchsvoller und einzigartiger, auf jeden Fall! Steht denn eines der beiden mehr im Vordergrund als das Andere?
ASP: Nein, beides gleich. Es geht nicht um Vordergrund. Ich denke was wir wollen ist die magische Verbindung von beidem zu schaffen. Das man irgendwann das Gefühl hat, das ist diese Verschmelzung von Musik und Text untrennbar ist. Eine große Herausforderung, die sehr schwierig ist. Vor allem wenn man viel zu erzählen hat! Aber wir geben unser Bestes.
Matze: Es ist manchmal so, dass man es ausblendet, das man manchmal den Text ausblendet und sagt die Musik rockt jetzt ordentlich ab oder man sagt: Ah jetzt konzentrier ich mich mal ein bisschen auf die Geschichte. Also man kann nicht sagen das was im Vordergrund steht, es sollte beides perfekt sein!
Schön. In einem meiner Lieblingsbücher – dem Grafen von Monte Christo – gibt es den Spruch, das man wahre Freude nur empfinden kann, wenn man auch tiefste Trauer empfunden hat. Was sagst Ihr zu diesem Zitat?
ASP: Oh! Da kann ich dem Mann nur zustimmen! Das ist mein Lebensmotto! Und andersrum. Ich glaube das diese Höhen und Tiefen des Lebens mitzunehmen auf seinem Weg, das macht einen wirklich zum Menschen, das macht einen auch wirklich tiefempfindend. Das macht einen tieflebend und gerade das ist für mich viel von meinem “Schwarzsein”. Im täglichen Leben auch einfach zu sagen ich nehme auch die melancholischen Seiten, die negativen Seiten genauso wahr und auf und kann mich dafür aber auch freuen, glücklich und fröhlich sein.
Matze: ASP hat diesen unfassbar schönen Satz geschrieben, der bekannt ist: Nur wer sich öffnet für den Schmerz lässt auch die Liebe mit hinein. In “Und wir tanzten”. Das ist eine vergleichbare Aussage und ich kann dem Ganzen auch nur zustimmen!
Meine Meinung! Ich fand es sehr interessant ein wenig auf Eurer Homepage zu wühlen und habe dabei in den FAQs den Punkt „Warum darf ich auf ASP-Konzerten nicht fotografieren“ gefunden. Ich fand Eure Antwort sehr interessant, die damit begann das Ihr Kinder der 80er Jahre seid. Das klingt ja fast ein wenig wehmütig im Bezug auf viele Sitten und Neuerungen, die sich im Laufe der Zeit ergeben haben?!
ASP: (lacht) Äh wie lange hast Du Zeit?
(Lacht) Oh ich hab lange Zeit, und Ihr?
ASP: Es ist tatsächlich so, um es ganz kurz zu machen: Wir verstehen die Aufschreie der Empörung einfach nicht, das alle Leute auf einmal sagen: Ja aber ausgerechnet bei Euch darf man nicht fotografieren, warum nicht und so? Wenn ich auf Konzerte gehe dann darf man nicht fotografieren. Das kenn ich so. Und es ist natürlich auch so, dass wir heutzutage sowieso schon hausieren gehen als Musiker, dass alles eh schon schwerer geworden ist mit Internetdownloads und so weiter uns so fort. Wir spielen irgendwo und zwei Minuten später egal wie scharf die Kontrollen sind steht das Konzert bei YouTube oben. Ja super, das ist dann echt toll für uns!
Wirklich heftig, ja!
Matze: Ja vielleicht kann man sagen die Musik die wir machen ist einfach geiler als wir aussehen, irgendwie… (lacht)
ASP: Man kann auch sagen die Musik ist sehr viel geiler als wir ausschauen!!
Matze: (lacht) Deswegen ist halt zuhören die schönere Sinneswahrnehmung.
Ich kann Euch da auf jeden Fall absolut verstehen und finde es schon als Zuschauer absolut fürchterlich wenn ich irgendwo nur noch eine Menge hochgereckter Handys vor mir hab, das ist grausam!
ASP: Ich war vor nicht mal einem Monat auf nem sehr exklusiven Konzert Loreena McKennitt wenn dir das was sagt. Hervorragende Künstlerin, alles muss sitzen, alles ist sehr klassisch angehaucht. Man geht auf eine Soirée abends und vor mir war ein Mensch der die ganze Zeit mit dem Handy Fotos gemacht hat und ich muss schlicht und ergreifend sagen das verdirbt mir das Konzert. Da möchte ich am liebsten nach Hause gehen.
Absolut, das geht mir genauso!
ASP: Wir wollen das Ganze einfach noch ein bisschen eingrenzen. Wir sind immer so ein bisschen gefangen, wir wollen fanfreundlich sein und das die Leute Spaß haben sollen und auch alles mit nach hause nehmen, aber ich glaube schlicht und ergreifend, dass diese Erinnerung per Handyfotografie nicht halb so geil ist wie das was man irgendwie…
Was man im Herzen mitnimmt?
ASP: Was man im Herzen mitnimmt, genau!
Matze: Ja Du musst Dir einfach nur die Zeit nehmen das zu machen und nicht die ganze Zeit nur auf den Foto zu schauen!
Ja man hat gar keine Zeit dann mehr für das Konzert an sich!
Ja leider! Was sehr schade ist in meinen Augen!
ASP: Vielleicht ist es eine große Reinigung, aber das Problem ist ja, dass es die Majors ja nie trifft. Egal was man macht!
Die, die vielleicht weg müssten um einmal etwas Neues zu bringen!
ASP: Ähm kein Kommentar (lächelt). Nein doch jeden Kommentar: Major Plattenfirmen haben alles falsch gemacht die letzten zwanzig Jahre und holen sich heute noch die Belohnung dafür ab, und das kann nicht sein!
Ganz meine Meinung! Das ist eigentlich auch schon fast meine nächste Frage. Ihr habt ja nicht nur einmal die Härte des Musikbusiness zu spüren bekommen. Geht es einem nicht manchmal so, dass man dabei den Spaß an der eigentlichen Sache, nämlich der Musik fast verliert?
ASP: Oh, gute Frage zum rechten Zeitpunkt! Doch, gerade im Moment ist das sehr oft passiert! Aber das Problem ist, wir können ja gar nichts anderes. Wir denken immer so, jetzt reicht es aber wirklich und jetzt… ich kann nicht so frei reden wie ich möchte, aber wir kriegen es nur noch hinten rein geschoben ohne das wir das wollen. Es gibt aber dann die Momente wo wir einfach sagen: Ok, wie gehen wir jetzt mit Situationen um, was machen wir und merken dann am Ende – ja gut, wir müssen eben weiterkämpfen. Das gehört zum Musikerdasein dazu. Bleibt uns nichts, weil ich glaube sowohl Matze, als auch ich, wir wissen es geht nicht ohne. Zwei Jahre Pause und dann stehen wir wieder da.
Matze: Es ist auf jeden Fall wieder ein Grund mehr, größer zu werden. Um mehr zurück zu geben, was man alles so mitnehmen musste (lacht).
ASP: Es ist heute so das man selbstständiger sein muss als Musiker. Man kann sich eigentlich nichts mehr abnehmen lassen. Man kann nicht mehr sagen wir wollen dieses Label, wir wollen diese Agentur, sondern man muss wirklich alles selber machen. So gut es geht in irgendeiner Form. Oder Partner finden die wirklich… sagen wir mal die Vision mittragen, dann geht das. Und eben nur im Indie Bereich, sonst gar nicht.
Ja, sowie man wieder mehr Richtung Mainstream, Richtung Major kommst ist es vorbei damit!
Matze: Also das Major ablehnen ist eigentlich eins unser Lieblingshobbys geworden!
ASP: Ja das hält uns dann auch ein bisschen aufrecht (lacht)
Das hält Euch dann jung und frisch (lacht)
ASP: Ja unser gemeinsamer Feind, haha!
Eure kommende Tour wird ja nun keine Rock Tour mehr sein, sondern eine reine Akustiktour. Gibt es dafür bestimmte Gründe?
ASP: Es ist einfach eine schöne Sache sich auch so zu präsentieren. Wir wollen natürlich auch immer ein bisschen zeigen was wir musikalisch können. Wir haben das Gefühl das es eben auch so eine Seite geben darf, das man Sachen hören darf. Es wohnen so zwei Seelen in einem. Man möchte auch gern mal als Musiker brillieren und man möchte auch losgelassen rocken. Wir versuchen zwar beides zu können, aber manchmal ist das auch eine neue Herausforderung. Wir haben sehr tolle Gastmusiker dabei die der Musik eine sehr schöne Farbe geben werden. Die einfach Matze als Arrangeur wieder ganz neu fordern werden. Da freue ich mich sehr drauf! Und es verzeiht nichts. Du gehst auf die Bühne, das verzeiht nichts. Gerade ich als Sänger kann sagen: Oh mein Gott, jede falsche Note wird jeder von diesen 800 Leuten die da irgendwie andächtig auf ihren Stühlen sitzen hören. Und ich bin verantwortlich dafür. Äh warum wollten wir das noch mal machen, Matze (lacht)?
Matze: Ich weis nicht… Um einfach noch mal den Kreis zu schließen, wir weigern uns halt einseitig zu sein und eine Schubladenband zu sein, weil wir Musik in zu vielen Richtungen lieben…
ASP: Du sprichst jetzt auf unsere Swing Platte an (lacht)?
Matze: Richtig, genau… die gleich nach der, ja… (lacht). Es ist einfach auch geil so etwas zu machen. Deswegen gibt es mal so eine Tour und jetzt so ein Tour. Und wir werden auch schon wieder rocken und ordentlich Gas geben!
ASP: Wir wissen wie es ist, wir hatten schon einmal eine Akustiktour und nach vierzehn Tagen Unplugged hatten wir dann auch Lust die Gitarre auszupacken und zu rocken!
Was ich absolut super als Abschlussstatement finde! Vielseitigkeit ist alles, das denke ich auch! Herzlichen Dank auf jeden Fall für Eure Zeit, es war schön!
ASP: Gerne!